350 Experten aus 36 Ländern trafen sich in Barcelona, um über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Weinindustrie zu debattieren. 21 Referenten vom Weinproduzenten über Händler bis hin zu Wissenschaftlern legten ihre Meinung zum Thema Klima dar. Der „II internationale Kongress zu Klimawandel und Wein“ hatte seinen Abschluss Samstag, 16. Februar in Barcelona. Die Konferenz wurde organisiert von der spanischen Weinakademie und koordiniert von deren Präsident Pancho Campo. Der frühere Vizepräsident und Friedensnobelpreisgewinner Al Gore hielt die Abschlussrede, „Eine unbequeme Wahrheit“ über eine Videokonferenz von Nashville, Tennessee aus und beantwortete Fragen von Teilnehmern und Journalisten. Gore lobte den Weinsektor für seine Beschäftigung mit dem Klimawandel und dafür, dass die richtigen Schritte eingeleitet werden, bzgl. politischer, ökologischer, ethischer und ökonomischer Verantwortungen. Er betonte, dass „Dinge, die wir messen können, mehr Beachtung finden, als andere, nicht messbare. Daher wurde CO2 in der Vergangenheit wenig beachtet.“ “Wir bewertend die schrecklichen Zerstörungen, die CO2 verursacht nicht preislich, indem Regierungen dazu angehalten werden, CO2 mit Steuer zu belegen. Von Gore wurde offengelegt, dass „800 US-amerikanische Städte unabhängig dem Kyoto-Protokoll beigetreten sind, jedoch festgestellt haben, dass ohne ein nationales Gesetz wenig umgesetzt werden kann.“ Pancho Campo, Botschafter von Al Gores „The Climate Project“, lamentierte die geringe spanische Beteiligung an der Konferenz – nur 5% der Teilnehmer -, lobte aber die katalanische Regierung für deren Unterstützung. Der einzigen am heutigen Tage anwesenden spanischen Weinproduzent sind Bodegas Torres und P.D.O. Condado de Huelva, aber kein Produzent aus solch wichtigen Anbauregionen wie Beispielsweise Rioja oder Ribera del Duero. Nichtsdestotrotz haben wir 350 Teilnehmer aus 36 Ländern von Japan bis Vancouver.“ Laut Al Gore herrscht in der Weinindustrie noch relative Verwirrung bzgl. dieser Themen vor; daher fordert er diejenigen von uns auf, die die Führung übernehmen können, in Anbetracht der Tatsache, dass die Weinindustrie immerhin eine landwirtschaftliche Aktivität und daher anfällig für den Klimawandel ist. In einer gemeinsamen Rede erklärten verschiedene Weinproduzenten, wie sie dem Klimawandel begegnen. Vor allem Bodegas Torres (Spanien) und Banrock Station (Australien) legten dem Publikum dar, wie viel Zeit, Aufwand und Ressourcen sie der nachthaltigen Weinproduktion widmen. Der spanische Produzent Miguel Torres führte dem Publikum vor, dass er Pionierarbeit leistet, was das Zurückhalten und Speichern von CO2 anbelangt, wobei schädliches CO2 festgehalten und unterirdische gespeichert wird. In Chile wurde von ihm der erste Auffangprozess für während der Gärung produziertes CO2 installiert, mit dem Versucht, es in einen festen Stoff zu verwandeln, der im Boden bleibt, anstatt in die Luft zu emittieren. Wenn das chilenische Projekt erfolgreich ist, soll es in die spanischen Weinberge integriert werden, mit einer Kofinanzierung der katalonischen Regionalregierung. „Währenddessen rücken wir mit unseren Weinbergen in immer höher gelegene, kühlere Lagen vor. Weine, die wir früher an der Küste pflanzen, wandern weiter ins Inland und die Weine dieser Inlandlagen in bergigere Regionen.“ Tony Sharley, in der Umweltforschung tätig und Manager von Banrock Station, die den Ruf hat, der weltweit umweltfreundlichste Weinbaubetrieb zu sein – stellte sehr praxisbezogen vor, wie sie geringer Transportkosten erreichen, Regenwasser auffangen und recyceln, den Wasserverbrauch verringern, recycelbare Verpackungen verwenden und die die Weinberge umgebende Landschaft mit Bäumen bepflanzen. Ergebnis dieser Bemühungen ist ein Anstieg des Enotourismus, in der Weinqualität und der Gewinne. Er erwartet einen Dominoeffekt dieser Anstrengungen und ihrer folgenden Gewinne in der Weinindustrie. Dr. Richard Smart, Experte in Weinbau und Laubwandgestaltung, sprach über die unbestreitbare Tatsache, dass ein Temperaturwandel von nur einem Grad zu dramatisch verändertem Wetter führt, was ausführlich von Forschungseinrichtungen wie dem Intergovernmental Panel on Climate Change IPCC oder dem France National Agronomic Research Industry INRA untersucht wurde. Seine Rede konzentrierte sich darauf, wie man sich an diese unvermeidbaren Veränderungen anpassen kann und rät Weinproduzenten, sich nicht nur über die zu pflanzenden Sorten Gedanken zu machen, sondern auch über die Orte für die Weinberge. Während einige kühlere Regionen der südlichen Hemisphäre wie Chile, Neu Seeland, Argentinien oder sogar Nordeuropa sich „glücklich“ schätzen können, da sie Ausweichmöglichkeiten für die Produzenten in kühlere, höher gelegene Regionen haben, haben traditionelle Weinbauregionen wie Bordeaux oder Burgund diesbezüglich keine Möglichkeiten. Dr. Smart legt Verantwortung in die Hände der Bürger, die Politiker zu konkreterem Handeln zu motivieren und warnte vor genetischen Modifizierungen als Lösung für das Problem. „Forschungseinrichtungen haben Millionen verschwendet mit dem Versuche, ein Kaktusgen in eine Chardonnay-Rebe einzupflanzen. Es wird erwartet, in 30 Jahren eine an höhere Temperaturen angepasste Chardonnay-Rebe zu haben. Meiner Meinung nach wird dabei nicht mehr herauskommen, als Tequila mit einem Hauch Chardonnay.“ Die Konferenz war eine einmalige Gelegenheit für zwei der weltweit besten Önologen unserer Zeit – Jacque Lurton und Michel Rolland, Mitglieder der exklusiven Gruppe der „fliegenden Weinproduzenten“ – um eine meisterhafte Weinverkostung über vom Klimawandel betroffene Weine zu geben. Die 350 Teilnehmer nahmen an einer blinden Verkostung teil, wobei Lurton die Weißweine kommentierte und Rolland die Roten. Lurton, fünfte Generation einer altbekannten Bordeaux-Winzerfamilie, bekannte, dass einige französische Regionen Weine nah ihrer klimatischen Grenzen produzieren, dass aber immer noch Raum für Anpassung bliebt. Er sagte eine Veränderung des Weinstils in den nächsten 20 Jahren voraus, wo ein Bordeaux Cabernet Sauvignon vielleicht den derzeitig in Napa Valley, Kalifornien produzierten Weinen ähnlicher wird. Rolland, Berater und „Wein Designer“ in mehr als 13 Ländern von Argentinien bis Australien, bestätigt, dass der Klimawandel die Anbautechniken nicht verändert hat. Es ist jedoch notwendig, sich zu verändern. Produzenten müssen weniger Wasser verwenden, weniger Energie und eine nachhaltigere Landwirtschaft betreiben. „Wenn wir dies nicht leisten, wird sich die Weinqualität nicht verbessern. Weiterhin sagte er aus, dass, auch wenn die Klimaerwärmung für einige Regionen positive Effekte hat, er noch nicht sieht, dass die besten Weine aus Dänemark kommen. Originaltext: Veronica Fuentes, Prensa & Comunicación, II Congreso Internacional Cambio Climático y Vino, M. +34 677 027 115